Berlinale-Rückblick
Dank Prüfungsstress musste ich mich auf der Berlinale dieses Jahr etwas zurückhalten - so waren es 'nur' insgesamt sechs Filme, die ich mir anschaute. Auch diesmal waren wieder ein paar Highlights dabei, die ich euch nicht vorenthalten möchte.
Am ersten Samstag sah ich mir Substitute an, einen Dokumentarfilm von Fred Poulet über den französischen Ex-Fußball-Nationalspieler Vikash Dhorasoo und dessen Erlebnisse bei der WM in Deutschland, bei der er insgesamt etwa 20 Minuten zum Einsatz kam. Das Besondere an dem Film ist, dass er komplett mit Super 8-Kameras gedreht ist. Poulet gab Dhorasoo eine Kamera, damit er seine eigenen Eindrücke festhalten konnte; er selber durfte natürlich nicht mit ins Mannschaftsquartier und musste sich außerhalb mit Dhorasoo treffen. Vor allem, als sich Dhorasoo mit dem Status des Ersatzspielers abfinden muss, entwickelt der Film emotionale Kraft, die Super 8-Bilder unterstreichen die düstere Stimmung. Über die gesamten 72 Minuten gesehen ist es jedoch sehr anstrengend, den verwackelten und körnigen Bildern zu folgen. Ein Experiment, das nicht ganz aufgegangen ist.
Am Sonntag folgte Autopiloten, der Debütfilm von Bastian Günther. Vier Männer sind darin jeder für sich auf den Straßen des Ruhrgebiets unterwegs. Alle vier haben ziemliche S+++++s-Jobs: Einer ist Vertreter für etwas fragwürdige Geräte zur Altenpflege, die sich nicht sonderlich gut verkaufen, ein anderer ist Trainer von Schalke 04. Dann gibt es noch einen abgehalfterten Schlagerstar, der inzwischen hauptsächlich in Einkaufszentren und bei Betriebsfesten auftritt, und einen freischaffenden Kameramann, der auf der Jagd nach spektakulären Bildern den Polizeifunk abhört. Alle vier haben auch private Probleme, die ihnen zu schaffen machen. Es entwickelt sich ein ruhiger, tragikomischer Episodenfilm, den ich nur empfehlen kann.
Als nächstes war Ci-Qing (engl. Spider Lilies) an der Reihe: Eine Liebesgeschichte zwischen einem Mädchen, das im Internet gegen Geld Live Strip Shows zeigt, und einer ein paar Jahre älteren Tätowiererin. Die beiden kennen sich schon seit der Kindheit, nun wünscht sich die Jüngere dasselbe Tattoo, das die Ältere hat. Das Ganze spielt vor dem Hintergrund einer Familientragödie, die immer wieder durch Flashbacks thematisiert wird. Ehrlich gesagt habe ich nicht jede Szene des Films verstanden - gefallen hat er mir trotzdem.
Am Abschlusswochenende war ich noch 3-mal im Einsatz: Zunächst Samstagmittag beim japanischen Film Kain No Matsuei. Er handelt von einem Mann, der für den Mord an seiner Mutter jahrelang im Gefängnis saß und nach seiner Entlassung eine Arbeit bei einem heruntergekommenen Kleinbetrieb in der Industriestadt Kawasaki findet. Da er auch im Betrieb wohnt, entwickelt sich eine klaustrophobische Geschichte, in der der Protagonist durch einen nicht ganz sauberen Nebenjob auf Abwege gerät: Er soll TV-Fernbedienungen zu Schusswaffen umrüsten. Kain No Matsuei ist ein düsterer, auswegloser Film, der Liebhabern dieser 'Sparte' des asiatischen Kinos mit Sicherheit gefallen dürfte. Ich fand ihn jedenfalls gut.
Samstagabend gabs dann mein persönliches Highlight, gleichzeitig auch stimmungsmäßig eine ziemliche Abwechslung: Die sehr witzige Manga-Verfilmung Dasepo Sonyeo (engl. Dasepo Naughty Girls). Nach der Lektüre des offiziellen Berlinale-Programms dachte ich, dies sei einfach nur ein frecher High School-Film aus Korea; das Ganze war dann aber noch viel abgedrehter, denn in der "No Use High"-School gehen sehr merkwürdige Dinge vor sich. Wenn ihr die Chance habt, solltet ihr euch diesen Film nicht entgehen lassen: Superwitzig, poppig-bunt, aber auch mit viel Liebe und Hirn gemacht.
Am Abschluss-Sonntag war ich dann in meinem einzigen Wettbewerbsfilm, Yella von Christian Petzold mit Nina Hoss, die dafür den Silbernen Bären gewann, und Devid Striesow. Nina Hoss spielt eine Frau, die wegen einem Job aus der Nähe von Wittenberge in den Westen geht. Dabei lässt sie auch ihren psychotischen Freund zurück und lernt in Hannover einen geschäftstüchtigen Yuppie (Striesow) kennen. Aber auch diese Beziehung bleibt nicht lange sorgenfrei. Zuviel kann ich nicht verraten, falls sich jemand diesen Film anschauen will. Über weite Strecken ist Yella ein gut gespielter Film über Geld und Liebe und das Verhältnis zwischen beidem, aber nicht etwa ein Feel Good-Movie, sondern eher tragisch-melancholisch.
Das Ende wirkt für mich dann aufgesetzt, es fehlt irgendwie die Beziehung zum Rest des Films. Trotzdem alles in allem sehenswert.
Am ersten Samstag sah ich mir Substitute an, einen Dokumentarfilm von Fred Poulet über den französischen Ex-Fußball-Nationalspieler Vikash Dhorasoo und dessen Erlebnisse bei der WM in Deutschland, bei der er insgesamt etwa 20 Minuten zum Einsatz kam. Das Besondere an dem Film ist, dass er komplett mit Super 8-Kameras gedreht ist. Poulet gab Dhorasoo eine Kamera, damit er seine eigenen Eindrücke festhalten konnte; er selber durfte natürlich nicht mit ins Mannschaftsquartier und musste sich außerhalb mit Dhorasoo treffen. Vor allem, als sich Dhorasoo mit dem Status des Ersatzspielers abfinden muss, entwickelt der Film emotionale Kraft, die Super 8-Bilder unterstreichen die düstere Stimmung. Über die gesamten 72 Minuten gesehen ist es jedoch sehr anstrengend, den verwackelten und körnigen Bildern zu folgen. Ein Experiment, das nicht ganz aufgegangen ist.
Am Sonntag folgte Autopiloten, der Debütfilm von Bastian Günther. Vier Männer sind darin jeder für sich auf den Straßen des Ruhrgebiets unterwegs. Alle vier haben ziemliche S+++++s-Jobs: Einer ist Vertreter für etwas fragwürdige Geräte zur Altenpflege, die sich nicht sonderlich gut verkaufen, ein anderer ist Trainer von Schalke 04. Dann gibt es noch einen abgehalfterten Schlagerstar, der inzwischen hauptsächlich in Einkaufszentren und bei Betriebsfesten auftritt, und einen freischaffenden Kameramann, der auf der Jagd nach spektakulären Bildern den Polizeifunk abhört. Alle vier haben auch private Probleme, die ihnen zu schaffen machen. Es entwickelt sich ein ruhiger, tragikomischer Episodenfilm, den ich nur empfehlen kann.
Als nächstes war Ci-Qing (engl. Spider Lilies) an der Reihe: Eine Liebesgeschichte zwischen einem Mädchen, das im Internet gegen Geld Live Strip Shows zeigt, und einer ein paar Jahre älteren Tätowiererin. Die beiden kennen sich schon seit der Kindheit, nun wünscht sich die Jüngere dasselbe Tattoo, das die Ältere hat. Das Ganze spielt vor dem Hintergrund einer Familientragödie, die immer wieder durch Flashbacks thematisiert wird. Ehrlich gesagt habe ich nicht jede Szene des Films verstanden - gefallen hat er mir trotzdem.
Am Abschlusswochenende war ich noch 3-mal im Einsatz: Zunächst Samstagmittag beim japanischen Film Kain No Matsuei. Er handelt von einem Mann, der für den Mord an seiner Mutter jahrelang im Gefängnis saß und nach seiner Entlassung eine Arbeit bei einem heruntergekommenen Kleinbetrieb in der Industriestadt Kawasaki findet. Da er auch im Betrieb wohnt, entwickelt sich eine klaustrophobische Geschichte, in der der Protagonist durch einen nicht ganz sauberen Nebenjob auf Abwege gerät: Er soll TV-Fernbedienungen zu Schusswaffen umrüsten. Kain No Matsuei ist ein düsterer, auswegloser Film, der Liebhabern dieser 'Sparte' des asiatischen Kinos mit Sicherheit gefallen dürfte. Ich fand ihn jedenfalls gut.
Samstagabend gabs dann mein persönliches Highlight, gleichzeitig auch stimmungsmäßig eine ziemliche Abwechslung: Die sehr witzige Manga-Verfilmung Dasepo Sonyeo (engl. Dasepo Naughty Girls). Nach der Lektüre des offiziellen Berlinale-Programms dachte ich, dies sei einfach nur ein frecher High School-Film aus Korea; das Ganze war dann aber noch viel abgedrehter, denn in der "No Use High"-School gehen sehr merkwürdige Dinge vor sich. Wenn ihr die Chance habt, solltet ihr euch diesen Film nicht entgehen lassen: Superwitzig, poppig-bunt, aber auch mit viel Liebe und Hirn gemacht.
Am Abschluss-Sonntag war ich dann in meinem einzigen Wettbewerbsfilm, Yella von Christian Petzold mit Nina Hoss, die dafür den Silbernen Bären gewann, und Devid Striesow. Nina Hoss spielt eine Frau, die wegen einem Job aus der Nähe von Wittenberge in den Westen geht. Dabei lässt sie auch ihren psychotischen Freund zurück und lernt in Hannover einen geschäftstüchtigen Yuppie (Striesow) kennen. Aber auch diese Beziehung bleibt nicht lange sorgenfrei. Zuviel kann ich nicht verraten, falls sich jemand diesen Film anschauen will. Über weite Strecken ist Yella ein gut gespielter Film über Geld und Liebe und das Verhältnis zwischen beidem, aber nicht etwa ein Feel Good-Movie, sondern eher tragisch-melancholisch.
Das Ende wirkt für mich dann aufgesetzt, es fehlt irgendwie die Beziehung zum Rest des Films. Trotzdem alles in allem sehenswert.
Nick Sweetdrums - 19. Feb, 19:49
Berlinale