8. Spieltag / Karlsruher SC v BVB 3:1

Eine der wahrsten Fußball-Weisheiten ist mit Sicherheit diese: Fußball ist wie eine Achterbahn. Wie kann es sein, dass eine Mannschaft nur zwei Wochen nachdem sie Werder Bremen mit 3:0 nach Hause geschickt hat, derart am Boden liegt wie der BVB?
Diese Frage scheint mir interessanter zu sein, als jetzt nochmal im Einzelnen den Verlauf des vorgestrigen zweiten spielerischen Offenbarungseids innerhalb von fünf Tagen durchzukauen. Deshalb nur die Basics: Thomas Doll stellte auf ein klassisches 4-4-2 mit zwei defensiven Mittelfeldspielern (Tinga und Kruska) um. Buckley und Federico besetzen die Außen, Kuba fungierte als rechter Verteidiger, wie schonmal in der polnischen Nationalmannschaft. Die umstrittenste Entscheidung: Kovac kehrte für Brzenska in die Innenverteidigung zurück.

Zunächst schienen die Umstellungen der Mannschaft auch defensiv Stabilität zu verleihen, aber diese anfängliche Sicherheit war trügerisch. Als die Karlsruher in Person von Bradley Carnell zum ersten Mal einen Geistesblitz hatten, ließ sich unsere Abwehr (zuerst Kuba, dann Kovac und Wörns) gleich düpieren. Der sehr schmeichelhafte Ausgleich durch Christian Wörns, der defensiv mehr und mehr zum Risiko wird, war in erster Linie dem fehlerhaften Herauslaufen von KSC-Keeper Miller geschuldet. Ansonsten ging beim BVB nach vorne so gut wie nichts. Fehlpässe en masse, Ideen gleich null.

Was ich am DIENSTAG angesprochen habe, bestätigte sich auch vorgestern wieder: Die Abwehr ist zu schwach besetzt und es fehlt an Kreativität im Mittelfeld. Und gerade in der Defensive verstehe ich auch die Entscheidungen des Trainers nicht. Warum hält Thomas Doll anscheinend so wenig von Martin Amedick? Die Altherren-Innenverteidigung gestern ließ sich immer wieder locker ausspielen. Es führt kein Weg an der Erkenntnis vorbei, dass die Herrn Wörns und Kovac ihren Zenit längst überschritten haben.
Zweitens: Ich habe großen Respekt für die Verdienste von Roman Weidenfeller in den letzten zwei Spielzeiten und deshalb hat er zu Recht einen gewissen Bonus, aber es wird immer offensichtlicher, dass er zur Zeit eine kleine Formkrise hat. Es waren keine echten Patzer dabei - stimmt schon, aber hätte er nicht beim zweiten Tor herauskommen sollen?
Im DSF-Doppelpass war gestern vormittag Katrin Müller-Hohenstein zu Gast, die ich im Sportstudio bisher immer ein bisschen hölzern fand, aber in dieser Sendung war sie die Einzige, die etwas anderes als die üblichen Platitüden von sich gab (ok, Rudi Völler war auch in Ordnung). KMH fragte sinngemäß, warum man in Deutschland eigentlich gleich als Königsmörder gilt, wenn man mal den Torwart wechselt. Warum sollten sich die Torhüter nicht dem Leistungsprinzip unterwerfen müssen? Ein Arsene Wenger bei Arsenal hat damit kein Problem und die stehen in der Premier League ganz oben. Und in Dortmund stimmt die Abstimmung hinten sowieso nicht, da könnte man getrost Marc Ziegler die Chance geben, seine drei Zu-Null-Spiele zu bestätigen.

Ansonsten scheint es Parallelen zum Rückrundenstart der Vorsaison zu geben: Da schlug man unter dem neuen Trainer Röber zuhause die Bayern, um dann ganz heftig abzustürzen. Und auch wenn ich mir nicht erklären kann warum, scheinen die Spieler auch jetzt nach dem Bremen-Spiel wieder einen Gang zurückgeschaltet zu haben. In Berlin stemmte man sich wenigstens noch richtig gegen die Niederlage, in den letzten beiden Partien sah man nur noch Hilf- und Ideenlosigkeit. Wiegt ein Team ein Sieg gegen eine Spitzenmannschaft wirklich zu sehr in Sicherheit oder ist das auch nur so ne Platitüde?
Die Wahrheit ist wohl eher, dass die einzigen ordentlichen Saisonleistungen gegen Cottbus und Bremen vor allem auf die Schwäche des jeweiligen Gegners zurückzuführen waren. Nur in den 'magischen elf Minuten' gegen Werder zeigten die Schwarz-Gelben sich mal von ihrer absoluten Schokoladen-Seite.

Ansprechen muss man auch die Verletzten-Liste. Der BVB-Kader ist in der Breite nicht gut genug besetzt, um die Ausfälle von Frei und Kehl und nun auch Petric und Kringe zu verkraften. Ein Versäumnis der Führung? Des Sportdirektors? Falsche Einkaufspolitik? Ja, aber.
Die finanziellen Möglichkeiten sind eben nach wie vor begrenzt. Und deswegen gehen mir auch die teilweise extrem ungeduldigen Fans vor allem im Westfalenstadion auf die Nerven. Auch wenn ich beim Thema Weidenfeller anderer Meinung bin - bei Schwatzgelb haben sie HIER und HIER dazu Bedenkenswertes gesagt.

Und um mit einer weiteren Fußball-Weisheit zum Ende zu kommen: Das nächste Spiel ist immer das Wichtigste. Wenn es gegen den 'kleinen Nachbarn' aus Bochum am Freitag erneut eine Niederlage geben sollte, dürfte der Druck auf alle Verantwortlichen, Spieler, Trainer und Führung, endgültig immens werden und es würde alles in Frage gestellt werden - wie gesagt, nur zwei Wochen nach dem 3:0 gegen Bremen.

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