Sonntag, 18. Februar 2007

Ganz großer Sportjournalismus...

ist das bekanntlich ja sowieso nicht, was da Woche für Woche im DSF-Doppelpass zu sehen ist, den ich heute zum ersten Mal seit längerem wieder vollständig verfolgt habe. Ich bin trotzdem immer wieder erstaunt, wie naiv sich manche der Journalisten dort von der Schnelllebigkeit des Fußball-Geschäfts anstecken lassen. Legten sie erst noch ein wenig Selbstkritik an den Tag, als sie zugaben, von manchen der jüngsten Entwicklungen, z.B. der Mainzer Serie, überrascht worden zu sein, wurden später wieder gewagte Urteile in Stein gemeißelt. So wurde Bremen, also genau das Bremen, das in der Hinrunde noch den tollsten Fußball spielte und bei fast allen Meisterschaftsfavorit war, nach den jüngsten Niederlagen schon komplett abgeschrieben. Den S04, dem vor der Winterpause trotz des guten Laufs noch niemand den Titel zutraute, kann plötzlich angeblich niemand mehr stoppen. Und beim VFB waren irgendwie alle eher ratlos.

Den Satz des Tages, für den er eigentlich 10 € aus dem Phrasenschwein hätte bekommen sollen, lieferte in einem seltenen Moment der Selbsterkenntnis ausgerechnet Udo Lattek: Von der großen Klappe leben wir doch.

22. Spieltag / BVB v VFL Mönchengladbach 1:0

Da sind doch die drei Punkte! Ob das Treffen mit den Fans vergangene Woche, an dem neben Trainer und Geschäftsführer auch Alex Frei, Nelson Valdez und Marc-Andre Kruska teilnahmen, eine Rolle gespielt hat? Oder das Trainingslager in Kaiserau mit Besuch des neuen Rocky-Films? Jedenfalls wurde der Sieg in einem kampfbetonten Spiel redlich erarbeitet, und die wahre Borussia war dabei auch die bessere Borussia.
Beide Teams gingen engagiert ins Spiel, aber der BVB war zunächst deutlich überlegen. Nach drei torlosen Spielen fiel in der 19. Minute folgerichtig das 1:0: Endlich mal wieder ein schöner Spielzug mit einem gut getimeten Pass von Tinga in die Spitze auf Alex Frei, der seine Torjägerqualitäten bewies und Kasey Keller souverän mit einem Beinschuss überwand. Genau solche Spielzüge wollen wir sehen - sowas fehlte dem BVB-Spiel zuletzt.
Allerdings setzte die Mannschaft nach der Führung, wie häufig in der Vergangenheit, nicht konsequent genug nach und das Spiel wurde deutlich ausgeglichener. Die Gladbacher waren jedoch ihrem Torkonto entsprechend offensiv viel zu harmlos, drei Delura-Schüsschen, die Weidenfeller problemlos hielt, waren in der ersten Hälfte die einzigen erwähnenswerten Aktionen.
Noch vor der Pause wurde beim BVB der gelbbelastete Kruska gegen Sahin ausgetauscht.

In Halbzeit 2 wurde das Spiel um einiges besser, beide Teams spielten mit offenem Visier. Die Gladbacher hatten gleich ihre erste (richtige) Chance des Spiels, einige Minuten später gab es auf beiden Seiten starke Paraden der Torhüter (Keller gegen Frei, Weidenfeller gegen Ze Antonio). Frei schoss dann noch einen Freistoß an die Latte. In der letzten halben Stunde rückte dann der alles in allem zu kleinlich pfeifende Schiedsrichter Markus Schmidt noch mit einigen fragwürdigen Entscheidungen in den Mittelpunkt: Gladbach hätte nach einer Behinderung durch Valdez im Strafraum einen Elfmeter kriegen können, der BVB etwas später einen kriegen müssen, als Ze Antonio einen Frei-Schuss mit der Hand abwehrte. So werden die deutschen Schiedsrichter weiter in der Diskussion bleiben: Generell pfeifen sie viel zu schnell, aber in den entscheidenden Momenten sind sie nicht auf der Höhe.

Letztendlich blieb es nach einer spannenden zweiten Hälfte beim verdienten 1:0. Das lag zum einen sicher am extrem schwachen Sturm der Gäste, der ohne Oliver Neuville nicht erstligatauglich ist. Aber der BVB schaffte es auch, besser zu stehen und zu kombinieren als zuletzt, wenn auch bei weitem nicht über die gesamten 90 Minuten. Hinten überzeugte vor allem Christoph Metzelder, Brzenska spielte solide, wird im nächsten Spiel wegen seiner 5. Gelben Karte fehlen. Auf rechts hatte Degen Jansen meistens, aber leider nicht immer, im Griff, sein Offensivspiel, insbesondere seine Flanken, war jedoch einmal mehr viel zu schwach. Kringe ersetzte links hinten Dede, musste dabei, wie angedeutet, einige Male Delura ziehen lassen, spielte dafür aber offensiv besser als Degen. Im Mittelfeld konnten vor allem Tinga und der mal wieder in der Anfangself stehende Lars Ricken überzeugen, Pienaar spielte ein paar gelungene Pässe, ist aber weiterhin nicht die erhoffte 'Kreativzentrale', Kruska und der ihn ersetzende Sahin blieben blass. Im Sturm das gewohnte Bild: Alex Frei überzeugte, Nelson Valdez' Einsatzwillen blieb einmal mehr brotlose Kunst. Smolarek, der später den verletzten Pienaar ersetzte, hatte eine gute Szene.

Es war ein verdienter Sieg über einen schwachen Gegner; trotzdem muss man sagen, dass es weiterhin an der Präzision der Flanken und des Passspiels in die Spitze mangelt. Nächste Woche wartet in Hannover ein Gegner, der zur Zeit einen wirklich guten Lauf hat, noch dazu direkt vor uns steht - bis dahin muss sich noch einiges tun.

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